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Kreatives Entgegenstemmen

Wie das Marzahner Familienunternehmen LKM die Suche nach Fachkräften bestreitet

„Die Rente droht“, erklärt Kai Hessel. Fast ein Drittel der Belegschaft des Marzahner Familienunternehmens LKM wird über kurz oder lang in den Ruhestand gehen, mit ihm Erfahrung und Wissen. „Schwer zu verkraften“, findet auch Seniorchef Gerd Hessel. Mit aller Kraft und vor allem Einfallsreichtum stemmt sich die Unternehmerfamilie dagegen.

Es ist noch nicht lange her, da reparierte Hamse Solgi im Iran Ölpipelines an Land und unter Wasser. Eine gefährliche und gesundheitsschädliche Arbeit. Nach der Flucht aus seinem Heimatland kam er nach Süddeutschland und schließlich nach Berlin. Hier fand er Arbeit bei der LKM GmbH Berlin Laseranwendung für Kunststoff- und Metallverarbeitung in der Boxberger Straße. Das Unternehmen ist ein Firmenverbund, in dem fast die ganze Familie unternehmerische Ideen umsetzt – von der Produktion einer Transportbox für Lastenfahrräder bis zum Zerspanungsbetrieb für Großbauteile. „Das können in Deutschland nur wenige“, sagt Junior Kai Hessel, Geschäftsführer der Hessel Metall+Kunststoff GmbH.

LKM selbst ist Dienstleister für Blechbearbeitung und Lasertechnik und stellt Sonderanfertigungen nach Kundenwunsch her. Was die Unternehmen eint: Sie alle brauchen gut ausgebildete Fachkräfte mit hochspezialisiertem Know-how. Und die werden immer knapper, weiß Gerd Hessel. Zwei Jahre Einarbeitungszeit sind nötig, um Arbeitskräfte für ihre Aufgaben im Betrieb fit zu machen. Mit der „drohenden Rente“ für ein Drittel ihrer Mitarbeitenden haben die Hessels längst alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Problem „Fachkräftemangel“ kreativ anzugehen.

Das Portfolio der LKM GmbH reicht von Laseranwendungen für die Kunststoff- und Metallverarbeitung bis zur Produktion von Transportboxen für Lastenfahrräder. | © LKM

Hamse Solgi ist inzwischen einer von vier Mitarbeitern aus Syrien, der Ukraine, Tunesien und dem Iran, die über Umwege und unter Überwindung diverser geografischer, aber auch bürokratischer Hürden hier eine neue berufliche Heimat gefunden haben. „Die Nationalität spielt für uns eine untergeordnete Rolle“, erklärt Hessel senior. Auch die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit zeige „gute Erfolge“, meint er. Doch darauf allein wollen sich die Hessels nicht verlassen und strecken ihre Fühler auf der Suche nach neuen Mitarbeiter:innen und Auszubildenden in alle Richtungen aus: in Schulen, in Universitäten und vor allem in sozialen Netzwerken. Hier haben sie bisher die vielversprechendsten Erfahrungen gemacht. Instagram, TikTok, Facebook oder ähnliche Angebote werden nicht nur ständig genutzt, sie ermöglichen auch den gezieltesten und persönlichsten Zugang zur begehrten Zielgruppe „Nachwuchs“.

Doch sowohl Gerd als auch Kai Hessel wissen, wie schwer es ist, das eigene Berufsbild – das des Metall- und Kunststoffverarbeitenden – in den Augen der Zielgruppe „sexy“ zu machen. In Zeiten, in denen die Influencerin oder das Model das Ideal sind, lassen sich Dreischichtbetrieb und körperliche Arbeit nur schwer verkaufen. So geschieht es nicht selten, dass ein Drittel der Schüler:innen bei Informationstagen im Unternehmen am Mobiltelefon „daddelt“. „Wir müssen noch genauer den Bedarf bei den Schüler:innen und den Schulen abfragen. Fragen, wie ‚Was verdient man in der Ausbildung, was danach? Wie sieht die tägliche Arbeit eigentlich aus‘ interessieren die jungen Leute schon. Hinzu kommt: Auch wir als Arbeitgeber müssen uns interessant machen, mehr erzählen. Wir als Unternehmen müssen uns in den Schulen bewerben.“

Auch mit der Kunsthochschule Weißensee wurde ein Projekt gestartet. Die Resonanz sei gut, die Idee, gerade bei der Entwicklung oder Gestaltung neuer Produkte zusammenzuarbeiten. „Aber da stehen wir noch ganz am Anfang“, sagt Gerd Hessel, dessen zweiter Sohn Sven die Kooperation angestoßen hat. Um erfolgreich zu sein, müssen genau diejenigen angesprochen werden, die sich bereits für das Tätigkeitsfeld des Unternehmens interessieren oder dort arbeiten. „Wir wollen zeigen, was möglich ist“, sagt Hessel.

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